15.09.2025

Der ultimative Leitfaden für deine KI-Suche

Autoren: Andrew McCrite & Dusan Salovic

Künstliche Intelligenz (KI) hat die Art und Weise, wie wir Inhalte suchen und finden, grundlegend verändert. Im Blogartikel „The AI Search Shift“ erklären wir, wie sich die organische Suche gewandelt hat, Paid Media neu definiert wird und sich das Content Marketing verändert hat. E-Commerce wird zunehmend fragmentierter, während innovative Enterprise-Tools in rasantem Tempo entstehen. Die entscheidende Frage lautet daher: Was sollten Organisationen jetzt tun, um bei der Entwicklung mitzuhalten? Dieser Leitfaden bietet klare Antworten für Marketing- und Tech-Teams – von einer E-E-A-T-basierten Content-Strategie über fortgeschrittenes Schema Markup bis hin zur Vorbereitung auf autonome KI-Agenten. Der Fahrplan für die neue Citation Economy beginnt hier.

Die Realität der Transformation

In „The AI Search Shift“ wurden die Grundlagen der Zitationsökonomie bzw. „Citation Economy“ erläutert. Jetzt geht es um die Umsetzung: ein konkreter Aktionsrahmen für Marketing-, Tech- und Analytics-Teams.

Die digitale Landschaft erlebt den tiefgreifendsten Wandel seit der Einführung von Mobile-First. Lange war das Ziel der Suche vor allem, Klicks auf Websites zu lenken. Heute verändert sich das grundlegend: KI-Overviews liefern Antworten direkt auf der Ergebnisseite. Dadurch können Klicks auf externe Websites um bis zu 60 % einbrechen. Erfolg bedeutet künftig nicht mehr, für bestimmte Keywords zu ranken, sondern als maßgebliche Quelle von den KI-Systemen zitiert zu werden.

Von Keywords zu Kontext

Stell dir folgende Frage: Wenn jemand ChatGPT etwas zu deiner Branche fragt – taucht deine Expertise auf? Wenn nicht, verpasst du einen wachsenden Teil der digitalen Sichtbarkeit und der Art, wie Kund*innen heute Lösungen finden.

Säule 1: Technische Grundlagen

Der Weg zu KI-Sichtbarkeit beginnt mit technischer Zugänglichkeit. Bevor KI-Systeme Expertise bewerten oder Content zitieren können, müssen sie ihn erst finden, crawlen und verstehen können. Das ist der Schlüssel zum Erfolg bei KI-gestützter Suche. Jeder Crawl-Fehler, jede langsam ladende Seite oder fehlendes Schema Markup schafft Barrieren, wodurch selbst hochwertigster Content nicht gefunden wird. Bei den technischen Grundlagen geht es nicht um Perfektion: Es geht darum, Hindernisse zwischen Content und KI-Systemen, die die Inhalte zitieren wollen, zu beseitigen.

Eine technische Optimierungs-Checkliste:

  • Page Experience optimieren: Sorge für schnelle Ladezeiten, mobile Nutzbarkeit und klare Navigation. Google KI bevorzugt vor allem Websites mit übersichtlicher, nutzerfreundlicher Struktur. Achte auch auf die Core Web Vitals und nutze durchgehend HTTPS.
  • Inhalte für KI-Crawler zugänglich machen: Stelle sicher, dass Suchmaschinen und KI-Crawler deine Seiten ohne Barrieren aufrufen können. Entferne unnötige Sperren in der robots.txt, verwende eine gültige XML-Sitemap und achte darauf, dass alle wichtigen Seiten den HTTP-Status 200 zurückgeben.
  • Umfassendes strukturiertes Markup implementieren: Ergänze deine Inhalte mit JSON-LD-Markup für Artikel, Produkte, FAQs und Organisationsinformationen. So können KI-Suchmaschinen wichtige Infos direkt extrahieren. Konzentriere dich besonders auf ein FAQ-Schema für häufige Branchenfragen.
  • Echtzeit-Content-Updates integrieren: Nutze Protokolle wie IndexNow, um Suchmaschinen sofort über neue oder aktualisierte Inhalte zu informieren. Nur indexierte Inhalte können von KI in Antworten verwendet werden.
  • Rich Media für KI optimieren: Setze hochwertige Bilder und Videos mit beschreibendem Alt-Text und strukturiertem Markup ein. KI-gestützte Suche zeigt zunehmend visuelle Inhalte – verwende daher aussagekräftige Bildunterschriften. Halte Unternehmensinfos aktuell.

Beispiel: Stell dir vor, ein Krankenhaus hat hochwertige Patientenratgeber auf seiner Website, doch ChatGPT greift diese Inhalte nicht auf. Nach Optimierung der Ladezeiten und dem Einbau eines FAQ-Schemas tauchen die Gesundheitstipps plötzlich in KI-Antworten auf.

Säule 2: Content-Authority (E-E-A-T)

KI-Systeme lesen Inhalte nicht einfach – sie bewerten deren Glaubwürdigkeit. Das E-E-A-T-Modell (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) hat sich von einem reinen Ranking-Faktor zu einem entscheidenden Maßstab für die Zitierfähigkeit in KI-Systemen entwickelt. Anders als im klassischen SEO, wo Keywords oft das Ranking bestimmten, verlangt KI-gestützte Suche nach echter Expertise und Erfahrung. KI kann zwar Texte generieren – Vertrauen jedoch nicht. Inhalte müssen deshalb nachvollziehbare Erfahrungen widerspiegeln, belegbare Referenzen enthalten, originelle Einsichten vermitteln und transparent sein.

Die E-E-A-T-Umsetzungsstrategie:

  • Zeige echte Expertise: Lass Inhalte von Personen schreiben oder überprüfen, die das Thema wirklich verstehen bspw. echte Nutzer*innen oder Branchenexpert*innen. Hebe Erfahrungen aus erster Hand hervor, um Glaubwürdigkeit bei Nutzer*innen und KI-Systemen aufzubauen.
  • Füge umfassende Autoren-Bios hinzu: Nenne die Qualifikationen und den Hintergrund deiner Content-Ersteller*innen. Erwähne relevante Zertifizierungen, Berufserfahrung und Spezialisierungsgebiete.
  • Zitiere ausgiebig seriöse Quellen: Untermauere alle Behauptungen mit Links zu vertrauenswürdigen Daten, Studien oder offiziellen Quellen. Klare Quellenangaben machen deinen Content für KI-Systeme überzeugender.
  • Schreibe für echte Nutzerbedürfnisse: Erstelle Content, der echte Nutzeranforderungen erfüllt, schreibe nicht nur für Suchalgorithmen. Sorge für eine umfassende Themenabdeckung, gute Lesbarkeit und vermeide Fachjargon sowie inhaltsarme Wiederholungen.
  • Sei transparent und präzise: Prüfe Fakten gründlich, mache Zusammenhänge klar und korrigiere Fehler schnell. Vertrauenswürdiger Content vermeidet Sensationsmache und Fehlinformationen.
  • Fokussiere dich auf vollständige Themenabdeckung: Erstelle tiefgehenden Content, der alle Aspekte eines Themas abdeckt. KI-Systeme bevorzugen zuverlässige Quellen, die Nachfragen beantworten können.

Beispiel: Stell dir vor, ein Autohersteller veröffentlicht einen Artikel über Elektroautos. Zunächst ist es ein generischer Text ohne Autor*in. Dann ergänzt der Autohersteller den Text um die Expertise seiner Ingenieur*innen, eine echte Fallstudie und eigene Daten. Das Ergebnis: KI-Systeme greifen den neuen Artikel deutlich häufiger auf.

Säule 3: Entity Recognition oder auch „Entitätserkennung“

Deine Marke ist heute mehr als nur eine Sammlung von Websites – sie ist eine Entität im digitalen Ökosystem. KI-Systeme nutzen Wissensgraphen, um zu entscheiden, welchen Quellen sie vertrauen und welche sie zitieren. Entitätserkennung aufzubauen heißt deshalb, deine Marke als geprüfte und verlässliche Größe im gesamten Web zu etablieren. Entscheidend ist dabei die Konsistenz, mit der deine Marke überall online erscheint. Gut etablierte Entities können von KI-Systemen klar verifiziert werden – dein Wissensgraph wird so zum digitalen Identitätsausweis deiner Organisation.

Dein Leitfaden für den Aufbau von Entitäten

  • Verwalte dein Google Knowledge Panel aktiv und halte es aktuell: Stelle sicher, dass alle Geschäftsinformationen korrekt und vollständig sind – inklusive Kategorien, Öffnungszeiten und Kontaktdaten.
  • NAP-Konsistenz sicherstellen: Verwende überall identische Name-, Adress- und Telefonnummern-Angaben (kurz „NAP“). Inkonsistenzen verwirren KI-Systeme und schwächen deine Sichtbarkeit.
  • Relevante Erwähnungen neben Branchenführern sichern: Platziere deine Marke gezielt in Berichten oder Fachpublikationen neben etablierten Branchenführern. So entsteht eine Verbindung zwischen deiner Expertise und anerkannten Quellen und deine Glaubwürdigkeit steigt.
  • Nennungen auf etablierten Branchenportalen sichern: Konzentriere dich auf Platzierungen in relevanten Fachmedien und verlässlichen Branchen-Websites. Diese Erwähnungen sind starke Glaubwürdigkeitssignale.
  • Organisationsdaten einpflegen: Nutze strukturierte Daten, um deine Organisation eindeutig darzustellen, inklusive Verlinkung zu offiziellen Profilen („sameAs“).
  • Konsistente Markenbotschaft pflegen: Sorge dafür, dass Markenbeschreibung, Services und Wertversprechen auf allen Plattformen übereinstimmen.

Beispiel: Stell dir vor, eine Stadt möchte als Smart City wahrgenommen werden. Sie optimiert ihr Google Knowledge Panel, sorgt für einheitliche Kontaktdaten und stellt sicher, regelmäßig in Fachberichten erwähnt zu werden. Das Ergebnis: Wenn KI-Systeme über intelligente Städte sprechen, wird diese Stadt zunehmend als Referenz genannt.

Säule 4: Performance-Metriken

Klassische SEO-Kennzahlen wie Rankings und Klickraten erzählen heute nur noch einen Teil der Geschichte. In der KI-gestützten Suche zeigt sich Erfolg anders. Die herkömmlichen Messgrößen verschieben sich: Googles AI Overviews reduzieren bereits die organischen Klicks bei vielen Informationssuchen. Erfolg lässt sich also nicht mehr allein über Klicks oder Rankings beurteilen.

Dein Instrument zur Erfolgskontrolle

Um die Wirkung deiner Inhalte im KI-Zeitalter zuverlässig zu erfassen, brauchst du ein angepasstes Framework. Es sollte klassische Suchmetriken von KI-getriebenem Traffic unterscheiden und die gesamte User Journey einbeziehen.

Kernpunkte für dein Tracking:

  • KI- und klassische Suche unterscheiden: In Analytics-Tools wie GA4 solltest du den Traffic aus KI-Systemen vom klassischen Google-Suche-Traffic trennen. Aktuell liegt der KI-Traffic laut Glenn Gabe noch unter 1 %, Tendenz steigend.
  • Verändertes Klickverhalten beobachten: Antworten von KI-Systemen beeinflussen das Klickverhalten stark. Studien zeigen, dass die Click-Through-Raten bei nicht-markenspezifischen Suchen um 20–35 % sinken, sobald AI-Overviews angezeigt werden. Die Search Console, also das Suchanalyse-Tool von Google, hilft dabei, solche Trends frühzeitig zu erkennen.
  • Die User Journey nach dem Klick verfolgen: Weniger Klicks bedeuten nicht automatisch weniger Erfolg. Verfolge die gesamte Nutzerreise nach dem Klick und lege den Fokus auf Conversions, Verweildauer und Seiten pro Sitzung statt nur auf Traffic-Mengen.
  • Markenwirkung messen: Laut Search Engine Land sind Markenbegriffe oft weniger vom Rückgang der Click Through Rate (CTR) betroffen – teilweise zeigen sie sogar Zuwächse. Achte darauf, dass dein Markenname und deine zentralen Produkte klar in den Inhalten sichtbar sind.
  • Eigene Daten konsequent nutzen: Verlasse dich auf First-Party-Daten wie CRM-Informationen oder Onsite-Verhalten. KI-Systeme liefern nicht immer vollständige Herkunftsdaten, daher lohnt es sich, auf eigenes Tracking und Nutzerbefragungen auf der Website zu setzen.
  • KI-Erwähnungen und Kontext überwachen: Prüfe, wie oft und in welchem Zusammenhang deine Marke in KI-Antworten erscheint. Dabei zählt die Qualität der Erwähnungen oft mehr als die reine Anzahl.

Beispiel: Stell dir vor, eine Modekette möchte bei der Suche nach „nachhaltiger Mode“ in KI-Antworten erscheinen. Sie verfolgt, wie oft KI-Systeme wie ChatGPT sie nennen. Zwar taucht sie seltener auf als die Konkurrenz, dafür heben die Antworten ihre Nachhaltigkeitspraktiken besonders hervor. Das zeigt: Bei KI zählt Qualität mehr als Quantität.

Wie auffindbar ist deine Website?

Mit dem GEO Checker von IBM iX kannst du die Präsenz und Leistung deiner Marke in ChatGPT, Claude, Perplexity und Gemini messen. Die automatisierte Analyse zeigt dir, wie oft deine Marke im Vergleich zum Wettbewerb von KI-Systemen genannt wird, und liefert dir konkrete Empfehlungen für schnelle Verbesserungen. Unternehmen, die den Checker bereits nutzen, werden innerhalb von 90 Tagen bis zu dreimal mehr von KI-Systemen genannt.

Fazit und Ausblick

Wettbewerbsvorteile durch KI-Suchoptimierung

Die Transformation der KI-Suche eröffnet Organisationen, die sich strategisch anpassen, neue Chancen, aber bringt auch Herausforderungen mit sich. Wer den Wandel frühzeitig erkennt und gezielt nutzt, sichert sich Wettbewerbsvorteile bei Kundengewinnung und Markenwahrnehmung. Entscheidend ist, dass Marketing, Technik und Analytics eng zusammenarbeiten und verstehen: KI-Suchoptimierung ist keine Ergänzung bestehender Strategien, sondern eine grundlegende Neugestaltung der digitalen Präsenz.

Die „Citation Economy“ honoriert echte Expertise und technische Finesse weit mehr als Keyword-Manipulation oder generische Inhalte. Organisationen, die sich jetzt umfassend auf die KI-Suche vorbereiten, gestalten aktiv, wie ihre Branche in KI-Antworten repräsentiert wird, statt nur auf Standards zu reagieren, die Wettbewerber setzen. Die Zukunft gehört denen, die KI als Chance begreifen, authentische Expertise zu zeigen und echten Mehrwert zu liefern, statt sie als Bedrohung bestehender Prozesse wahrzunehmen.

Paid Ads

Die Transformation geht dabei über die organische Suche hinaus: Paid Ads werden künftig auch in KI-gestützten Suchergebnissen sichtbar sein. Googles Ankündigungen für 2025 zeigen, dass Search- und Shopping-Ads direkt in AI Overviews und AI Mode integriert werden. Das eröffnet neue Möglichkeiten, die eigene Sichtbarkeit und die organische Präsenz über KI-Zitate zu ergänzen.

Erfolgreiche Unternehmen koordinieren ihre Paid-Media-Strategie mit ihrer Citation Economy-Positionierung, um Nutzer*innen sowohl über KI-generierte Antworten als auch über klassische Werbeplatzierungen zu erreichen. Wer diese Hebel kombiniert, baut eine ganzheitliche digitale Präsenz auf, die organische Autorität und bezahlte Sichtbarkeit optimal verbindet.

Blick in die Zukunft: Agentic AI

Mit fortschreitender Entwicklung hin zu Agentic AI-Systemen, die eigenständig im Auftrag der Nutzer*innen handeln, wird es noch wichtiger, technische Grundlagen solide aufzubauen, Entity Recognition klar zu etablieren und verlässliche Inhalte zu schaffen. Organisationen, die diese Elemente konsequent umsetzen, sind gut aufgestellt, um in der nächsten Generation der KI-getriebenen digitalen Landschaft erfolgreich zu sein.

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