03.11.2025

Thought Leadership in Zeiten von KI: Warum Führungskräfte jetzt Orientierung bieten müssen

Autoren: Marten Neelsen & Felix Vierheller

KI produziert Texte, Bilder und Videos in Sekundenschnelle. Doch was bleibt, wenn alles künstlich wirkt? In der neuen Realität stellt sich die Frage: Welchen Content braucht es, um wirklich durchzudringen? Was wirkt authen-tisch? Wem schenken wir unser Vertrauen? Hier liegt die Chance für Führungskräfte, eigene Erfahrungen sichtbarer zu machen und Inhalte zu teilen, die Mehrwert schaffen und Orientierung bieten. In diesem Artikel erfährst du, warum Thought Leadership heute wichtiger ist denn je – und wie du deine Position im KI-Zeitalter stärken kannst.

KI kann viel – aber keine Haltung entwickeln

Die Begeisterung für die Nutzung von generativer KI zur Content-Erstellung ist überall spürbar. KI beschleunigt Abläufe, liefert präzise Analysen und entlastet mit soliden Vorschlägen ganze Content-Teams. Wer heute einen Fachartikel, ein Whitepaper oder eine Marktanalyse benötigt, erhält innerhalb von Sekunden einen ersten Entwurf. Und nicht nur das: KI verändert zudem, wie Informationen gesucht und dargestellt werden.

Trotz all ihrer Effizienz bleibt sie aber ein Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger. Algorithmen und KI tragen keine Verantwortung. Sie kennen keine schwierigen Entscheidungen aus dem Vorstandsbüro, wenn über die Zukunft hunderter Arbeitsplätze entschieden oder sogar gestritten wird. Sie haben kein Scheitern erlebt, das man noch Jahre später im Gedächtnis trägt. Sie haben noch nie eine umfassende Transformation im Unternehmen durchgesetzt. Kurzum: Sie sind nicht an sich und ihren Aufgaben gewachsen oder haben sich etwas aufgebaut.

Generative KI schafft Inhalte, hat aber keine Haltung oder Erfahrungen, auf die sie zurückgreifen kann. Und genau das ist der entscheidende Unterschied, denn Führung entsteht nicht im Formulieren und Strukturieren, sondern im Erleben und Umsetzen. Wer als Mensch Verantwortung trägt, bringt eine Persönlichkeit und Authentizität mit, die keine Maschine ersetzen kann. Für Führungskräfte bedeutet das, dass ihre ganz individuellen Erlebnisse heute ein zentrales Qualitätsmerkmal sind. Egal, ob sie für sich selbst oder für das Unternehmen kommunizieren. In einem Zeitalter, in dem zum Beispiel Texte immer glatter und generischer werden, werden unser Erlebtes, Erkanntes und Erfahrenes zum Differenzierungsmerkmal.

Storytelling als strategisches Werkzeug

Fakten lassen sich recherchieren, Meinungen sind schnell formuliert. Doch gutes Storytelling besitzt eine Qualität, die darüber hinausgeht. Es verleiht abstrakten Zahlen ein Gesicht, verbindet komplexe Analysen mit Emotionen und übersetzt Geschäftsentscheidungen in menschliche Erfahrungen. Ein Jahresabschluss mag solide Ergebnisse zeigen, aber er erzählt nichts über die Zweifel, die Diskussionen oder die unerwarteten Wendungen auf dem Weg dorthin. Erst eine entsprechende Geschichte dazu verleiht den Zahlen eine Bedeutung.

Manchmal ist es ein bestimmter Moment, der das Unternehmen geprägt hat, etwa eine riskante Investition, die sich erst nach Jahren auszahlt. Vielleicht ist es auch ein menschliches Schicksal, ein schmerzhafter Rückschlag, der neue Wege eröffnet hat. Erst durch das Menschliche wird eine Information zur Erfahrung. Menschen erkennen sich in Geschichten wieder, identifizieren sich mit ihnen, können mitfühlen und die Menschlichkeit der Führungskraft als Stärke erkennen. Von dieser Ganzheitlichkeit profitiert dann nicht nur die individuelle Führungskraft, sondern auch das Unternehmen.

Erfolgreiches Thought Leadership in der Kommunikation wird oft falsch interpretiert. Nicht viel und laut, sondern authentisch und wertvoll sind die Faktoren, die hier zu langfristigem Erfolg führen – einem Erfolg, der nicht von provokanten Thesen (bspw. Ragebait-Posts), sondern von Professionalität und Souveränität geprägt ist. Stimmen, die Erfahrungen einordnen, daraus Bedeutung ableiten und damit Orientierung und Mehrwert stiften, erhalten immer mehr Aufmerksamkeit. In der Datenflut der Postings genügt der Blick auf einige wenige, um zu verstehen, dass Interaktion da entsteht, wo Menschen Geschichten erzählen. Dort, wo Menschen einfach nur Daten teilen, zirpen die digitalen Grillen in der Kommentarspalte.

Quick wins:

  1. Starte klein
    Teile einen kurzen LinkedIn-Post über ein aktuelles Learning, anstatt direkt einen großen Artikel zu planen.
  2. Reflektiere regelmäßig
    Halte dir 15 Minuten pro Woche frei, um ein Erlebnis oder eine Beobachtung schriftlich festzuhal-ten.
  3. Nutze passende Formate
    Überlege dir, ob ein Video, ein Post oder ein internes Memo deinem Stil entspricht – und bleib dabei konsistent.
  4. Tracke Wirkung
    Beobachte, welche Inhalte Resonanz erzeugen (Kommentare, geteilte Diskussionen) und lerne daraus.
  5. Entwickle deine Stimme
    Formuliere deine Kernbotschaften in 2–3 prägnanten Sätzen, die du immer wieder in unter-schiedlichen Formaten einsetzen kannst (LinkedIn, interne Kommunikation, Paneldiskussion).

Sichtbarkeit ist Leadership: Warum kommunikative Präsenz heute zur Führungsaufgabe gehört

Lange Zeit galt die Regel, dass Ergebnisse für sich sprechen. Ein gewonnener Pitch, ein wachsender Marktanteil oder eine gelungene Transformation waren Botschaften genug. Heute reicht das nicht mehr. Zum einen, weil der Wettbewerb ganz einfach in der Lage ist, Ähnliches zu kommunizieren. Zum anderen, weil sich dieselben Ergebnisse in tausendfacher Variation von KI-Tools in Texte, Posts oder Präsentationen gießen lassen. Sichtbarkeit entsteht also nicht mehr automatisch durch Leistung, sondern durch das gezielte Erzählen davon.

Die aktuelle Communications Heatmap 2025 (Quadriga / FTI Consulting ) lässt erahnen, wie stark der Druck wächst: 76 % der Kommunikationsverantwortlichen sehen die Disruption der Kommunikationswelt bereits heute als zentrale Herausforderung, in Zukunft sogar 86 %. Gleichzeitig nennen 79 % die Gleichzeitigkeit mehrerer Krisen als größte Belastung. Ein Wert, der auf 88 % steigen wird. In einer solchen Lage ist reine Leistungsdarstellung zu wenig: Führungskräfte müssen Orientierung geben, Deutungshoheit behalten und Haltung zeigen.

Wer im Top-Management schweigt, überlässt den Diskurs den Lautesten, den Zufälligen oder schlicht einem Algorithmus, der Inhalte nach Reichweite sortiert. Wer ein Unternehmen steuert, trägt nicht nur Verantwortung nach innen, sondern auch nach außen.

Genau an diesem Punkt setzt unsere Thought-Leadership-Beratung an: Sie hilft Führungskräften, ihre Erfahrungen in eine klare Sprache und wirksame Formate zu übersetzen. Das mag einfach klingen, ist aber oft eine Frage von Mut. Ist meine Geschichte es wert, erzählt zu werden?  Sichtbarkeit ist heute keine Eitelkeit mehr, sondern Teil der Führungsaufgabe, die als solche verstanden werden muss.

Authentisch auftreten auf LinkedIn, in Medien und intern

 Um Haltung sichtbar zu machen, braucht es nicht immer den Hochglanzartikel im Wirtschaftsmagazin. Natürlich bleibt Medienarbeit ein wichtiger Pfeiler einer guten Kommunikationsstrategie nach außen, aber oft sind es die direkteren Formate, die am stärksten wirken. Ein kurzer Video-Impuls, eine persönliche Geschichte auf LinkedIn, eine offene Reflexion nach einem Branchentreffen sind Eindrücke, die verbinden. Viele Führungskräfte stehen dabei zu Recht vor den Fragen: Welches Format passt zu mir? Wie kann ich konsistent auftreten, ohne dabei an Authentizität zu verlieren? Bin das wirklich ich? Genau hier setzt Thought-Leadership-Beratung als Sparringspartner an. Sie vermittelt nicht nur eine Kommunikationsweise, die authentisch bleibt, sondern sie kreiert auch aus Fragmenten eine erkennbare Stimme.

Warum Haltung wichtiger ist als Reichweite

Thought Leadership mag für viele ein Buzzword sein, aber nur, wenn wir es nicht weiterdenken. Es ist nicht nur stumpfes Posten auf LinkedIn oder anderen Kanälen, sondern vielmehr ein nach außen sichtbares Selbstverständnis von Führung, das sich aus wahrgenommener Kompetenz, Verantwortung und dem Willen zum Anpacken ergibt.

Wer Entscheidungen getroffen, Fehler gemacht und Wandel gestaltet hat, verfügt über eine Substanz, die kein Algorithmus simulieren kann. Für das Top-Management bedeutet das: Schweigen ist riskanter geworden. Wer seine Perspektiven nicht sichtbar macht, läuft Gefahr, überhört zu werden. Auch die Deutungshoheit über wichtige Themen wird an jene verloren, die sich durch rhetorische oder technische Kniffe in den Vordergrund drängen, womöglich ohne eine durch ihre Position legitimierte große Zielgruppe zu erreichen.

Die kommenden Jahre werden nicht von einem Mangel an Content geprägt sein, sondern von einem Mangel an Orientierung. Genau hier setzt unsere Arbeit an: Wir unterstützen Führungskräfte dabei, ihre Haltung sichtbar zu machen. Sowohl nach innen als auch nach außen. In der internen Kommunikation helfen wir, Orientierung, Vertrauen und Dialog zu fördern. Auf Social Media übersetzen wir Führungsperspektiven in Formate, die Nähe schaffen und Wirkung entfalten. So entsteht Thought Leadership, das nicht auf Lautstärke, sondern auf Substanz beruht – und eine Kommunikationskultur stärkt, die inspiriert, anstatt zu imitieren.

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Felix Vierheller
Felix Vierheller
Senior Corporate Communications Manager