10/07/2023

Agiles Teamwork: Das Potenzial von Hochleistungsteams freisetzen

Autor: David Wildt

Vier Menschen arbeiten in der Gruppe. Drei sitzen und eine Frau steht an der Tafel und klebt ein Post-It ran.

Selbstorganisation, Fokus auf Qualität und Ergebnisse, Reflexion zur Steigerung der Effektivität sowie das Entstehen von Lösungen sind Qualitäten, die agile und hochleistungsfähige Teams charakterisieren. Diese Merkmale sind jedoch in den frühen Phasen der Gruppenentwicklung oft noch nicht vorhanden. Wenn die agile Arbeitsweise also noch nicht funktioniert, könnte es daran liegen, dass die höchste Entwicklungsstufe der Gruppenentwicklung und -reife beim Aufbau agiler Teams – Arbeit und Produktivität – noch nicht erreicht ist.

Der Erfolg liegt im Team – und das gilt insbesondere für agile Teams. Das Agile Manifesto definiert klar, dass Teams, welche die 12 agilen Prinzipien anwenden, kontinuierlich herausragende Ergebnisse erzielen können. Das übergeordnete Ziel besteht darin, eine professionelle und dennoch zugängliche Umgebung zu schaffen, in der jedes Mitglied sein volles Potenzial entfalten kann. Der entscheidende Faktor für diesen Erfolg liegt in der Transformation einer Gruppe von Individuen zu einem harmonischen und leistungsstarken Team.

Wann ist ein Team wirklich ein Team?

Grundsätzlich definiert sich ein Team, ähnlich wie eine Gruppe, durch die Interaktion von mehr als zwei Personen, das Teilen von Normen und Werten sowie das Vorhandensein von Rollenzugehörigkeit. Für agile Teams gelten ähnliche Prinzipien: Eine kooperative Anstrengung, um gemeinsame Ziele zu erreichen, Selbstorganisation, Fokus auf Qualität, Ergebnisorientierung und die Fähigkeit zur Reflexion bilden das Fundament. Das genaue Ziel variiert dabei von Team zu Team. Um dieses Ziel zu erreichen, nimmt jedes Teammitglied eine Rolle ein, die den individuellen Fähigkeiten, Interessen und Kapazitäten entspricht.

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Die folgenden Schritte können helfen, das Potenzial von Hochleistungsteams freizusetzen:

1. Schritt: die Rahmenbedingungen

Damit sich eine Gruppe in ein Team verwandeln kann, muss im ersten Schritt das gemeinsame Ziel definiert werden. Außerdem ist es wichtig, dass die Rahmenbedingungen so beschaffen sind, dass eine kooperative Zusammenarbeit möglich ist. Wie das genau aussieht, ist für jedes Team individuell.

2. Schritt: To Do‘s identifizieren

Im nächsten Schritt werden die Aufgaben identifiziert, die es zur Zielerreichung braucht. Jedes Teammitglied übernimmt eine Rolle, die den individuellen Fähigkeiten, Interessen und Kapazitäten am besten entspricht.

3. Schritt: Herstellung von psychologischer Sicherheit

Damit sich Menschen sicher fühlen und zwischenmenschliche Risiken – wie das Risiko zu Scheitern – eingehen, braucht es psychologische Sicherheit. Dieses Konzept wurde von Amy Edmondson im Jahr 1999 formuliert und durch Googles Projekt Aristotle populär gemacht. Es beschreibt eine Neuausrichten des Scheiterns, in der das Lern-Mindsets, aktives Zuhören, die Wertschätzung der Vielfalt an Projektbeiträgen gewährleistet wird, um den Mitarbeitenden ihre ungehemmte Beteiligung zu ermöglichen. Denn eins ist klar: in einer volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen VUCA – volatile, uncertain, complex, and ambiguous – Welt ist das Scheitern unvermeidlich. Erst dadurch kann Wachstum und Fortschritt erreicht werden.

Agile und leistungsstarke Teams entstehen nicht aus dem Nichts – sie entwickeln sich und erfordern sorgfältige Pflege. Es genügt nicht, einfach die Voraussetzungen für agile Teams zu schaffen – der Aufbau von Teams erfordert Wissen, Fähigkeiten und Geduld.

„Die Gruppe wird zu einer Einheit durch die Akzeptanz ihrer Mitglieder, ihren Wunsch, sie aufrechtzuerhalten und fortzuführen.“

Bruce W. Tuckman

4. Schritt: Konflikte konstruktiv lösen

Konflikte sind ein unvermeidlicher Bestandteil jeder Teamdynamik – ähnlich wie das Scheitern. Dabei ist jedoch eine konstruktive Konfliktlösung von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Teams und für die weitere Vorgehensweise. Es ist wichtig, Konflikte so anzugehen, dass zwischen wünschenswerten, konstruktiven und lösungsorientierten Argumenten einerseits und unerwünschten, destruktiven und persönlichen Angriffen andererseits unterschieden wird. Die Gruppe muss lernen, Konfliktlösungen zu fördern, die eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten ermöglichen, indem sie Hindernisse identifiziert und überwindet, die einer konstruktiven Konfliktlösung im Weg stehen. Den Kontakt zu einer höheren Instanz zu suchen, ist erst als allerletzten Schritt empfehlenswert, denn es könnte zu einer Eskalation des Konfliktes führen.

5. Schritt: Entscheidungsschwierigkeiten überwinden

Um effizient Entscheidungen zu treffen, muss die Gruppe lernen, verschiedene Entscheidungsmethoden anzuwenden. Die passende Methode richtet sich nach der Dringlichkeit, Bedeutung und Komplexität des Problems, und stellt sicher, dass alle relevanten Meinungen gehört werden. Dieser Prozess gedeiht in einem sicheren Raum, in dem Konflikte produktiv und konstruktiv gemanagt werden. Das Commitment zu Entscheidungen und ihre erfolgreiche Umsetzung ergeben sich dann von ganz allein.

6. Schritt: Verantwortung übernehmen und konstruktives Feedback geben

In leistungsstarken Teams übernimmt jede Person Verantwortung. Um dieses Maß an Verantwortlichkeit zu etablieren, einigt sich das Team gemeinsam auf Verhaltens- und Qualitätsstandards – einen Regelkatalog – und gibt einander konstruktives Feedback. Dieses Feedback findet in Echtzeit statt, direkt zwischen den Teammitgliedern und durch regelmäßige Reflexionssitzungen, die darauf abzielen, die Effektivität zu steigern und das Verhalten entsprechend anzupassen.

Was kommt als Nächstes?

Die höchste Leistungsstufe zu erreichen, ähnlich wie im Profisport, ist eine Herausforderung und für viele oft unerreichbar. Dieses Leistungsniveau in Teams zu erlangen und aufrechtzuerhalten ist gleichermaßen anspruchsvoll, doch nicht unmöglich. Veränderungen anzunehmen und das Entstehen neuer Praktiken, Normen, Rollen, Lösungen und Prozesse zu fördern, ist für den Erfolg entscheidend. Das Verwerfen dessen, was nicht funktioniert, und die Weiterentwicklung dessen, was funktioniert, ist der Weg zum Wachstum. Die während des Team-Building-Prozesses gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für den anhaltenden Erfolg.

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