09/06/2023

Community of Practice für Scrum Master – warum fachlicher Austausch so wichtig ist

Autorin: Na-Young Lee

professional exchange in a social setting. 6 people talking to each other

Für Scrum Master, die agil arbeitende Teams bei ihren Projekten unterstützen, ist der fachliche Austausch essenziell. Deshalb wurde bei IBM iX 2018 eine Community of Practice (COP) für Scrum Master eingeführt. Aber wie gelang das und was waren die zentralen Herausforderungen und Learnings?

Scrum-Master vermitteln und unterstützen agil arbeitende Teams bei ihren Projekten. Sie dienen gewissermaßen als Moderator*innen, vermitteln zwischen den verschiedenen Rollen im Team und sorgen dafür, dass der Entwicklungsprozess läuft – eine herausfordernde Aufgabe, die einen stetigen fachlichen Austausch unter den Scrum Mastern erfordert. Aus diesem Grund haben wir eine Community of Practice (COP) eingeführt, die den erforderlichen Raum bietet.

Wie alles begann

Als kleine Community von fünf Leuten kamen wir 2018 hoch motiviert von einem Scrum Gathering zurück und wollten das Thema „agil“ bei IBM iX vorantreiben. Uns war klar: dazu mussten wir uns selbst erst einmal fachlich weiterbilden. Für diesen Zweck haben wir kurzerhand ein COP Meeting für Scrum Master eingeführt. Seither treffen wir uns einmal in der Woche für eine Stunde, um uns fachlich auszutauschen und weiterzuentwickeln.

 Wie wir Neues lernten

Anfangs etwas holprig, wurde jede Woche von einem der Scrum Master ein fachlicher Vortrag gehalten, um die Community-Mitglieder aufzuschlauen. Unsere Inspirationsquellen waren hierbei Fachbücher, Podcasts, aber auch Problemstellungen, die uns in laufenden Projekten begegneten. Wir versuchten dann, das jeweilige Problem aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu bewerten und gingen in die kollegiale Fallberatung. Schnell merkten wir, dass uns der wöchentliche Austausch individuell in unserer Rolle als Scrum Master enorm weiterbrachte, denn alle Kolleg*innen legten den Schwerpunkt in ihrer Projektarbeit etwas anders, wodurch mehr Diversität entstand und uns verschiedene, oft neue Perspektiven eröffnet wurden.

Wie es stagnierte

Irgendwann kamen wir aber zu einem Punkt, an dem wir fachlich stagnierten. Es war ein schleichender Prozess – einige Kolleg*innen waren so stark in ihre Projekte eingebunden, dass ihnen die Zeit fehlte, sich weiter in der Community zu engagieren. Andere Kolleg*innen verließen das Unternehmen. Die Anzahl der Community Mitglieder stagnierte und so stagnierte auch die Community Arbeit selbst. Uns fehlte neue Inspiration, oft aber auch der Drive neben der Projektarbeit. Der Wille war da, aber die Luft war raus.

Wie wieder Fahrt rein kam

Um unsere Community Arbeit strukturierter zu gestalten und die Businessziele mit den Community Zielen zu verbinden und messbar zu machen, entschlossen wir uns, OKRs (Objectives & Key Results) für unsere Community Ziele einzuführen. Dabei handelt es sich um eine Methode zur agilen Strategieumsetzung. Sie half uns dabei, unsere Themen besser zu planen und auf ihre Relevanz zu prüfen. Den einzelnen Community Mitglieder*innen wiederum halfen die OKRs, ihre Projektarbeit besser mit der Community Arbeit zu koordinieren.

Um das Meeting fachlich wieder voranzubringen, entschlossen wir uns, ehemalige Kolleg*innen, die mittlerweile als Scrum Master, Agile Coaches oder POs in anderen Agenturen, Unternehmen oder auch Start-Ups arbeiteten, zu unseren Meetings einzuladen. Wir legten vorab ein Thema fest und im Meeting brachte jede Person ihre Perspektive ein. So gelang es uns, Themen nicht nur aus der Innensicht zu betrachten, sondern sie, um den Blick von außen zu erweitern. Dies war oft wie ein Realitätscheck und häufig stellten wir erleichtert fest, dass unsere internen Probleme und Hindernisse oft die gleichen waren, mit denen auch die ehemaligen Kolleg*innen in ihren jetzigen Kontexten konfrontiert waren.

Wie die Gruppe wuchs

Eine interne Umstrukturierung führte dazu, dass auch Project Leads in die Scrum Master Community aufgenommen wurden. Auch dies führte zu mehr Diversität, frischem Wind und vielfältigeren Themen, von denen das Meeting bis heute profitiert. So ist das COP Meeting mittlerweile intern zu einem „Vorzeigemeeting“ geworden. Kolleg*innen aus anderen Communities kommen regelmäßig dazu, da sie den fachlichen Austausch im geschützten Raum schätzen.

Was wir gelernt haben

Fachlicher Austausch ist neben der Projektarbeit ein sehr wichtiger Baustein im agilen Arbeiten als Scrum Master. Man ist in dieser Rolle stets in ein Team eingebunden und für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Teams verantwortlich. Dies ist nur möglich, wenn man sich selbst als Scrum Master stetig weiterbildet. Selbststudium ist eine Möglichkeit, aber wir haben gemerkt, dass uns das Lernen voneinander, die Reflexion miteinander und das kritische Betrachten von Problemstellungen aus diversen Perspektiven am meisten weiterbringt.

Wie eine Community of Practice gelingt

Möchte man eine COP ins Leben rufen, sind folgende vier Dinge besonders wichtig:

  1. Fachlicher Austausch lebt von Engagement, ein gemeinsames Commitment ist zwingend erforderlich.
  2. „Einfach machen“ ist oft der Anfang, es muss kein perfekter Plan für ein Community Meeting vorliegen.
  3. Es mag offensichtlich klingen, aber der Blick über den Tellerrand hilft dabei, neue Perspektiven zu eröffnen.
  4. Das Community Meeting sollte ein Safe Space sein. Nur dann können Themen wirklich kritisch hinterfragt und diskutiert werden.

Um eine COP ins Leben zu rufen, sind kontinuierliches Engagement, Eigeninitiative, die Wertschätzung unterschiedlicher Perspektiven und die Schaffung eines unterstützenden Umfelds der Schlüssel zum Erfolg, denn nur dadurch kann professionelles Wachstum gefördert und Wissen ausgetauscht werden. Durch die Berücksichtigung dieser vier Prinzipien lässt sich eine erfolgreiche und effektive COP aufbauen und die Rolle als Scrum Master kontinuierlich verbessern.

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