2020/02/18

Content-Strategie und Design-System für den neuen Digitalauftritt der Bundeswehr

Autorin: Christina Schiffler

Wie bringt man rund 70 Websites mit teils schwer auffindbaren Inhalten und wenig nutzerfreundlicher Aufbereitung auf einer Plattform zusammen? Hier helfen eine fundierte Content-Strategie sowie ein modernes Design-System – wie beim Website-Relaunch der Bundeswehr.

Viele Bürger*innen wissen wenig über die Bundeswehr oder stehen ihr kritisch gegenüber. In den Medien hört man von Personalmangel, inoperabler Ausrüstung und umstrittenen Einsätzen. Bis Ende 2019 hatte die Bundeswehr dem im Internet wenig entgegenzusetzen: Die alte Web-Präsenz war unübersichtlich und transportierte ein nicht mehr zeitgemäßes Bild. Wichtige Themen waren auf knapp 70 einzelne Websites verteilt, schwer auffindbar und nicht nutzerfreundlich aufbereitet.

Um das gesetzte Ziel zu erreichen, „gemeinsam als ‚eine‘ Bundeswehr zu agieren und zu kommunizieren“, IBM iX im Auftrag der BWI die Neuausrichtung der digitalen Medienlandschaft unterstützt. Auf Basis einer neuen Digital- und Content-Strategie sowie eines modernen Design-Systems wurde aus vielen einzelnen Internetauftritten der Gesamtauftritt bundeswehr.de entwickelt. Inhaltlich überarbeitet, mit klarer Informationsarchitektur, zeitgemäßem Design und interaktiven Infografiken. Und vor allem: mit Insights in den Alltag und die Motivation der Menschen, die die Bundeswehr prägen.

Die Rolle der Content-Strategie

Was ist überhaupt eine Content-Strategie? Grundsätzlich liefert sie klare Handlungsrichtlinien zur strategischen Planung, Erstellung, Optimierung und Verbreitung von Inhalten. Und zwar auf Basis von Erhebungen und Analysen zu Nutzungsumfeld und -gewohnheiten. So werden mit relevanten Themen positive Nutzererlebnisse geschaffen und die gemeinsam definierten Ziele verwirklicht.

Bestandteile der Content-Strategie sind die Festlegung der Ziele und Zielgruppen sowie der relevanten Themen und der Zugänge zu den Inhalten. Basierend darauf werden ein Tonalitätskonzept und erste Ideen für inhaltliche Formate erarbeitet. Im konkreten Fall der Bundeswehr haben wir dabei vier Kommunikationsprinzipien ins Zentrum gestellt: Seriosität, Bürgernähe, Offenheit und Dachmarkenorientierung. Sie sind maßgeblich für die Entwicklung von Konzept und Design-System. Ziel ist am Ende natürlich die Steigerung des Website-Traffics sowie Lead-Generierung. Allein im Dezember 2019, also nach dem Website-Relaunch, haben wir mit 870.000 Zugriffen auf die Seite eine Steigerung um mehr als die Hälfte der Vormonate erreicht.

„Wir wollten eine attraktive, benutzerfreundliche und verständliche Webseite entwickeln. Immer mehr Nutzer*innen nehmen Informationen zudem über Smartphones wahr. Dafür war die alte Seite nicht ausgelegt.“

„Mit der Neugestaltung soll der Hauptauftritt bundeswehr.de als zentrales Angebot gestärkt werden.“

Oberst Arne Collatz
bis Ende letzten Jahres Leiter der Redaktion der Bundeswehr

Strukturierte Aufbereitung der Inhalte

Der bisherige, knapp 14 Jahre alte Auftritt war sehr statisch und ließ sich nicht ohne Qualitätsverlust auf mobilen Endgeräten anzeigen. Um diese dringend notwendige mobile Nutzung anbieten zu können, ist das neue Portal auf Basis des Content-Management-Systems CoreMedia in responsivem Design, barrierefrei und in zeitgemäßer geschlechtergerechter Sprache umgesetzt. CoreMedia ist langjähriger IBM iX-Technologiepartner für Content-Experience-Plattformen, die intuitive redaktionelle Oberflächen und eine gute Skalierbarkeit bieten. Die Optik des neuen Digitalauftritts der Bundeswehr orientiert sich am neuen Corporate Design, Polygon und Flecktarn statt Grau und Weiß.

Um die Komplexität der Informationen im Zuge der Content-Strategie modern und nutzergerecht darstellen zu können, wurden eine Vielzahl unterschiedlicher Module und mehr als zehn verschiedene Seitentypen definiert und gestaltet. Highlights sind dabei eine interaktive 3D-Weltkugel mit den Standorten der Einsätze, ein Ausrüstungsmodul zur Visualisierung und zum digitalen Erleben von Großgerät sowie voneinander abgegrenzte Zugänge zu Teilstreitkräften und Organisationsbereichen. Design Guidelines, das heißt gestalterische Vorgaben für alle Elemente, erleichtern die Aufbereitung des Contents – im Sinne der positiven User Experience.

Design-System als Basis für Produktentwicklung

Die Kombination von Design Guidelines, Patterns und Assets mit entsprechenden Komponenten in Frontend Libraries und JavaScript Frameworks nennt man Design-System. Dies geht allerdings weit über einen reinen Styleguide oder eine Pattern Library hinaus. Es ist eine Art und Weise, wie Unternehmen digitale Produkte entwerfen und implementieren, um eine schnellere Markteinführung, Skalierbarkeit und hohe Nutzerakzeptanz zu erreichen. Darüber hinaus entsteht durch solch ein Design-System verstärkte Bindung, Konsistenz und Effizienz im UI Prototyping und in der Implementierung. IBM bietet seit 2015 mit Carbon eine Open-Source-Lösung für digitale Produkte und Experiences an. Carbon wird in mehr als 100 IBM Produkten genutzt und ist preisgekrönt.

Website-Relaunch: Perfekte Ergänzung von Form und Inhalt

Die neue Website zeigt die Bundeswehr als eine moderne, transparente Organisation mit einer wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe in unserer globalisierten Welt. Als einen der vielfältigsten Arbeitgeber Deutschlands. Und als nahbare Truppe, die von Menschen getragen wird. All das im neuen Look, mit zeitgemäßer Technologie: schnell, zugänglich, präzise, interaktiv und dialogorientiert. Eine zuverlässige Informationsquelle für die Tausenden von Nutzerinnen und Nutzer, die täglich mit der Bundeswehr kommunizieren. Nicht nur über die Arbeit der Bundeswehr, sondern vor allem über die deutsche Verteidigungs- und Sicherheitspolitik.

 

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