20/05/2025

Von der Gießkanne zum Präzisionswerkzeug:
Wie der Mix aus Customer Insights, MarTech, KI und Content Supply Chains kreative Kommunikation neu definiert

Autor: Tristan Reckhaus

Zielgruppengenau, kreativ und gleichzeitig effizient kommunizieren: Was lange wie ein Widerspruch klang, wird im Zeitalter intelligenter Content Supply Chains möglich. Künstliche Intelligenz (KI) erkennt Muster, erstellt Inhalte, antizipiert Kundenbedürfnisse und entlastet die entsprechenden Teams. Wer jetzt umdenkt, verwandelt Komplexität in Relevanz.

Die goldenen Zeiten von One-size-fits-all-Kampagnen sind vorbei. Zielgruppen sind längst keine homogenen Blöcke mehr, sondern bestehen aus fein segmentierten Personas mit spezifischen Interessen, Bedürfnissen und Nutzungskontexten. Nie war es wichtiger, Zielgruppen nicht nur zu erreichen, sondern sie auch wirklich zu verstehen. Wer heute sichtbar bleiben will, muss hyperpersonalisierte Inhalte zum richtigen Zeitpunkt über den richtigen Kanal liefern. Und das am besten kreativ, relevant und datenbasiert.

Moderne MarTech-Tools ermöglichen genau das durch eine neue Kombination aus Technologie, Organisation und Kreativität: die intelligente Content Supply Chain.

Content Supply Chain: Jeder hat eine, aber ist sie schon optimiert?

Marketingverantwortliche stehen vor einem strukturellen Problem: Inhalte werden schneller gebraucht, auf mehr Kanälen ausgespielt und sollen dabei noch individuell sein. Klassische Kampagnenlogik kommt da an ihre Grenzen. Denn Zielgruppen verhalten sich heute wie viele kleine Märkte. Deshalb verändert sich das Marketing grundlegend: weg von breiten Erzählungen, hin zu datenbasierten Micro-Momenten.

Grundsätzlich haben alle, die Content erstellen und veröffentlichen, eine Content Supply Chain. Die Frage ist: Wo liegt das Optimierungspotenzial, und welche Schätze lassen sich heben.

Die Content Supply Chain ist weit mehr als ein Buzzword. Sie steht für ein durchgängiges System, in dem Inhalte geplant, modular erstellt, orchestriert, ausgespielt und analysiert werden. Moderne Tools wie Magnolia CMS oder Contentful ermöglichen es, Inhalte dynamisch an Zielgruppenbedürfnisse anzupassen – schnell und konsistent über alle Kanäle hinweg.

KI als Architekt: Von der Persona bis zur Tonalität

KI ist heute nicht nur ein Content-Helfer, sondern der Schlüssel zur Relevanz. Systeme wie watsonx.ai analysieren Verhaltensmuster, Vorlieben und Nutzungsdaten in Echtzeit. Daraus entstehen dynamisch generierte Personas, die kontinuierlich lernen – ein zentrales Element für gezielte, datenbasierte Kommunikation.

KI-Modelle lassen sich dabei so „primen“, dass sie nicht nur passende Inhalte generieren, sondern auch Tonalitäten, Markenstile und emotionale Zielgruppenbedürfnisse berücksichtigen. So wird beispielsweise ein Social-Media-Post für Gen Z anders klingen als ein Whitepaper für den B2B-Bereich – obwohl beide auf denselben Daten basieren.

Wichtig ist: KI ersetzt nicht die kreative Komponente – sie erweitert sie. Der Mensch bleibt Ideengeber und Kurator. KI automatisiert Varianten, kanalisiert Muster, bietet Optionen. Die finale Entscheidung trifft immer noch das Team – mit mehr Zeit für kreative Tiefe.

MOL – IBM iX Cases mit Wirkung

Bei METRO wurde mit Adobe von IBM iX eine Customer Data Platform aufgebaut, die Interaktions-, Transaktions- und Stammdaten kanalübergreifend vereint. Das Ergebnis: Ein Umstieg von klassischen Kampagnen auf ein vollautomatisiertes 1:1-Kampagnenmanagement. Relevanz, Geschwindigkeit und wirtschaftlicher Erfolg steigen messbar.

Auch die MOL Group zeigt, wie MarTech, basierend auf der Salesforce-Technologie, zur echten Business-Innovation wird: Mit datengestützter Kundenansprache, neuen Touchpoints und optimierter Journey konnten Conversion Rates und Kundenzufriedenheit deutlich verbessert werden.

Herausforderungen erkennen – und ihnen wirksam begegnen

So viel Potenzial neue Systeme auch bieten – sie kommen nicht ohne Veränderung. Drei Punkte begegnen uns immer wieder in der Praxis:

  • Datenqualität und Datenschutz: KI braucht belastbare Daten. Unternehmen müssen dafür Datenstrategien entwickeln, Governance aufbauen und rechtliche Rahmenbedingungen (DSGVO) sicherstellen.
  • Neue Rollen im Team: Mit der Einführung intelligenter Systeme verändert sich die Arbeitsweise. Texter*innen, PMs und Analyst*innen brauchen neue Skills – von Prompting über Toolsteuerung bis zur datengestützten Entscheidungsfindung.
  • Technische Integration: Eine performante MarTech-Architektur muss in bestehende Systeme eingebunden werden. Hier braucht es ein Zusammenspiel aus Marketing, IT, Legal – und erfahrenen Partnern, die den Überblick behalten.

Wie hilft IBM?

Mit Enablement-Programmen, Tool-Integration, Change-Begleitung und Trainings für neue Rollen. Unser Ziel: Technologie in der Organisation verankern – strategisch, menschenzentriert, praxisnah.

Kreativität wird skalierbar

Die Angst, KI könnte Kreativität ersetzen, ist unbegründet – sie verstärkt sie. Eine intelligente Content Supply Chain übernimmt wiederkehrende Aufgaben wie Versionierungen, Übersetzungen oder Formatadaptionen. Teams gewinnen dadurch Zeit für Ideen, Narration und echte Differenzierung.

Mit der IBM Marketing Workbench zeigen wir, wie das praktisch aussieht: KI-gestützte Assistenten helfen bei der Interpretation von Briefings, dem Zusammenstellen von Content-Bausteinen oder dem Generieren markenkonformer Varianten. Und das in Sekundenschnelle – aber immer unter menschlicher Aufsicht.

Fazit: MarTech wird erst dann wirksam, wenn der Mensch im Zentrum bleibt

MarTech, KI und Content Supply Chains verändern das Marketing – aber sie funktionieren nur, wenn Technologie, Organisation und Strategie zusammenspielen. Es geht nicht nur um Geschwindigkeit und Skalierung, sondern auch um Authentizität und Tonalität. Die Menschen, für die wir kommunizieren, stehen im Mittelpunkt – genauso wie die, die Inhalte gestalten. Die Zukunft gehört denen, die Technologie mit Empathie kombinieren – und Inhalte nicht für Zielgruppen machen, sondern für Menschen.

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