20/08/2024

Digitalisierung im Gesundheitswesen: die Zukunft der Rehabilitation

Autorin: Daria Kolesova & Jacqueline Payer

Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle in der Gesundheitsversorgung. Sie hilft erkrankten Menschen, zurück in ihren Alltag zu finden. Doch zunehmender Fachkräftemangel und die alternde Gesellschaft setzen Reha-Träger unter Druck. Wie kann die öffentliche Gesundheit in Deutschland trotzdem gewährleistet werden? Die Digitalisierung im Gesundheitswesen verspricht, den Zugang zu Reha-Diensten für Patient*innen zu erleichtern – über die gesamte Patientenreise hinweg.

Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen bildet die Rehabilitation keine Ausnahme. In einer Zeit, in der der Fachkräftemangel und eine alternde Gesellschaft das Gesundheitssystem vor immense Herausforderungen stellen, wird es immer wichtiger, innovative Lösungen zu finden, die die Versorgung nachhaltig sichern. Digitale Technologien bieten hier eine vielversprechende Antwort: Sie ermöglichen nicht nur effizientere Abläufe und eine höhere Qualität der Versorgung, sondern eröffnen auch neue Wege, um den Zugang zu Reha-Diensten zu erleichtern und die Betreuung über den gesamten Heilungsprozess hinweg zu verbessern. Die Zukunft der Rehabilitation ist digital, und sie bietet Chancen, die weit über die bisherigen Möglichkeiten hinausgehen.

1. Digitale Helfer zur Entlastung im Gesundheitswesen

Ärzt*innen, Therapeut*innen, Pflegefachpersonal – sie alle können durch die Einführung von digitalen Lösungen unmöglich ersetzt werden. Gemessen an den oben genannten Herausforderungen im Gesundheitswesen ist es an der Zeit, die menschlichen Fähigkeiten und Leistungen durch digitale Lösungen zu unterstützen und zu ergänzen. Auf dem Markt gibt es bereits vorhandene Lösungen wie Wearables, Sensoren oder Robotik, die das Potenzial haben, das Fachpersonal zu entlasten. Aber auch die Einführung von Telemedizin, elektronischen Patientenakten und digitalen Kommunikationskanälen ermöglicht es, die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten – und gleichzeitig ihre Qualität zu steigern.

2. User Experience als Erfolgsfaktor in der Rehabilitationsnachsorge

Was passiert, wenn die Rehabilitation vorbei ist und die Patient*innen plötzlich wieder auf sich allein gestellt sind? In einigen Fällen kann die Versorgungslücke so groß sein, dass Patient*innen ihren Alltag nicht allein meistern können. Im schlimmsten Fall verschlechtert sich der Gesundheitszustand wegen mangelnder Nachsorge auf das Niveau von vor der Rehabilitation. Digitale Angebote können den Übergang in den Alltag erleichtern und so den gesamten Rehabilitationsprozess nachhaltiger gestalten. Therapeut*innen können ihre Patient*innen mithilfe der Telemedizin ortsunabhängig betreuen. Apps mit individuellen Übungseinheiten können bei der Genesung unterstützen. Damit diese Angebote erfolgreich sind, müssen sie auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen abgestimmt sein: Eine optimale User Experience und Gestaltung sind entscheidend, um digitale Lösungen zu etablieren.

3. Rehabilitation zugänglicher gestalten

Orts- und zeitunabhängige digitale Angebote sind eine Lösung für Patient*innen, die wegen Zeitmangels oder fehlender Angebote an ihrem Wohnort nur erschwerten Zugang zur Betreuung haben. Es gibt viele Lebensrealitäten, die sich mit einer Vor-Ort-Betreuung nicht vereinbaren lassen. Mithilfe telemedizinischer Betreuung können Berufstätige Angebote vor oder nach der Arbeit wahrnehmen und Eltern können sich betreuen lassen, wenn ihre Kinder schlafen. Gleichzeitig erhöhen digitale Lösungen die Flexibilität für Therapeut*innen – ein echter Wettbewerbsvorteil zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften.

4. Gemeinsam stark durch mehr Zusammenarbeit

In der Entwicklung des Gesundheitswesens zeichnet sich ab, dass Ärzt*innen nicht mehr allein für die medizinische Versorgung verantwortlich sein werden. In Zukunft werden sie als Teil eines größeren Teams von Leistungserbringern gemeinsam für ihre Patient*innen sorgen. Um echte digitale Lösungen zu schaffen, müssen alle Institutionen im Bereich Rehabilitation an einem Strang ziehen. Nur so werden Bedingungen für eine möglichst gesunde Bevölkerung geschaffen. Allerdings fehlt es bisher an Kommunikation und Austausch an den Sektorengrenzen. Erst durch reibungslose Zusammenarbeit und Kommunikation entsteht ein geteiltes Verständnis und mehr Kooperation. Das führt dazu, dass die digitale Transformation effizienter wird.

5. Öffentliche Institutionen als Wegbereiter für Innovation

Wer macht den Anfang? Sollen die großen öffentlichen Institutionen wie die Deutsche Rentenversicherung die Impulsgebenden und Impulstragenden sein? In Deutschland spielt der öffentliche Sektor eine entscheidende Rolle für das Gesundheitswesen. Er ist maßgeblich an der Organisation, der Finanzierung und Regulierung unseres Gesundheitssystems beteiligt. Gesundheitsvorsorge, Präventionsmaßnahmen und weitere Gesundheitsleistungen werden durch Steuermittel finanziert. Zudem werden öffentliche Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen von staatlichen oder kommunalen Trägern betrieben. Als grundlegender Bestandteil der flächendeckenden Gesundheitsversorgung stellen diese Einrichtungen sicher, dass medizinische Leistungen für die gesamte Bevölkerung zugänglich sind.

6. Prozesse auf den Prüfstand stellen

Einfach alles digitalisieren und fertig? So einfach ist es nicht. Bestehende Probleme in analogen Prozessen werden durch Digitalisierung allein nicht gelöst. Daher muss die gesamte Patientenreise im Zusammenspiel von analogen und digitalen Prozessen neu konzipiert oder ergänzt werden. Selbst in den Rehabilitations-Einrichtungen, in denen ausreichend Fachpersonal zur Verfügung steht, kommt es häufig zu Allokationsproblemen: Das Fachpersonal wird nicht an der richtigen Stelle eingesetzt. Ein Vorteil digital unterstützter Prozesse liegt darin, dass sie automatisch relevante Daten liefern. Das hilft dabei, Prozesse zu optimieren und Fachpersonal dort einzusetzen, wo es gebraucht wird.

Healthcare Experience Meetup von IBM iX

Diese Chancen und Hürden der Digitalisierung von Rehabilitation wurden im Juni 2024 bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Healthcare Experience Meetups bei IBM iX diskutiert. Expert*innen aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens haben ihre Einsichten und Perspektiven geteilt. Mit dabei: Katharina Perl (DEGEMED), Dr. med. Filippo Martino: (Caspar Health), Dr. med. Nils Banthien (Vivantes), Prof. Dr. Nils Lahmann (Charité) und Prof. Martin Kreis (Charité).

Für die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist bessere Vernetzung ein zentraler Bestandteil. Deswegen findet das Healthcare Experience Meetup von IBM iX bereits seit zwei Jahren statt. In einer Reihe von Veranstaltungen treffen Akteur*innen aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens aufeinander. Melde dich für die Veranstaltungsreihe an, um die nächste Veranstaltung nicht zu verpassen!

Kontakt

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Jacqueline Payer
Senior Transformation Advisor Health, IBM iX

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