12/02/2025

8 digitale Trends im Gesundheitswesen 2025

Autor*innen: Dr. Anita Puppe, Ingo Werren

Zwei Frauen im Labor betrachten einen Computermonitor

Das Gesundheitswesen in Deutschland und weltweit befindet sich in einer dringend benötigten Transformation, um die großen Umbrüche und Herausforderungen unserer Zeit zu überwinden und das Beste für Patient*innen und Versorgende herauszuholen. Digitale Technologien können bei der Bewältigung dieser Aufgaben nicht nur unterstützen, sondern werden zukünftig eine noch zentralere Bedeutung in unserem Leben einnehmen. So begann das Jahr 2025 in Deutschland mit der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA), welche von IBM und IBM iX erfolgreich begleitet wurde. In diesem Blogbeitrag haben wir einige der aus unserer Sicht wichtigsten Entwicklungen der Gesundheitsbranche für 2025 zusammengetragen.

Wie können wir das Gesundheitswesen zukunftsfähig machen und die Versorgung von Patientinnen und Patienten qualitätsvoll und gleichzeitig effizient gestalten? Eine Antwort liegt in der Digitalisierung: Sie bietet die Chance, Prozesse zu optimieren, den Zugang zu Versorgung zu erleichtern und letztlich eine höhere Qualität für alle zu gewährleisten.

Während viele Prozesse noch auf Papier basieren und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteur*innen im Gesundheitswesen – wie Ärzt*innen, Patien*innen, Krankenhäusern und Apotheken – oft umständlich und fragmentiert ist, wächst der Druck, diese Systeme endlich zu modernisieren und in Teilen von Grund auf neu zu gestalten. Viele Entwicklungen im Bereich digitale Gesundheit, wie die elektronische Patientenakte (ePA) und telemedizinische Anwendungen sind jedoch bereits große Veränderungen und damit ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Aktuelle Herausforderungen im Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen steht derzeit vor einer Reihe komplexer Herausforderungen, die sowohl kurzfristige Anpassungen als auch langfristige Transformationen erfordern. Die Auswirkungen sind vor allem für Patient*innen und Fachkräfte spürbar. Lange Wartezeiten, fehlende Transparenz und der zunehmende Arbeitsdruck führen zu Frustration und Überlastung. Für Patient*innen wird der Zugang zu einer schnellen und qualifizierten Versorgung zunehmend schwieriger, während Fachkräfte in ihrem Alltag oft zwischen bürokratischen Hürden und unzureichenden Ressourcen kämpfen müssen.

  • Kostendruck: Der demografische Wandel, mit einer immer älter werdenden Gesellschaft, wirtschaftlichen Krisen und immer mehr Anforderungen führen zu steigenden Krankenkassenbeiträgen und einem erhöhten Kosten- und Effizienzdruck in allen Bereichen des Gesundheitswesens. Arbeitsabläufe und Prozesse müssen optimiert und die Bürokratie reduziert werden.
  • Fachkräftemangel: Der zunehmende Mangel an qualifizierten Fachkräften belastet das Personal zusätzlich. Mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen steigt darüber hinaus der Bedarf an kontinuierlichen, gezielten Schulungen und Weiterbildungen, die den Arbeitsalltag aber nicht beeinträchtigen dürfen.
  • Bidirektionale Kommunikation: Der Dialog zwischen Patient*in und Anbieter ist der Kern der Transformation und muss transparenter und schneller werden, etwa durch digitale Angebote wie Online-Terminvereinbarungen und Patientenportale. Praxen und Krankenhäuser, die diese Erwartungen nicht erfüllen, riskieren, an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Auch müssen sich alle Beteiligten auf die neuen Informationsquellen und Kommunikationsformate einstellen. Die persönliche Betreuung bleibt dennoch von zentraler Bedeutung.
  • Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG): Das neue KHVVG markiert radikale Veränderungen für die Krankenhauslandschaft und Versorgungsstrukturen in Deutschland. Digitale Gesundheit ist hier ein wichtiger Baustein – sowohl im Gesetz selbst als auch zur Unterstützung der notwendigen Umstrukturierungen.
  • Veränderte Regularien: Neue gesetzliche Vorgaben, wie strengere Datenschutzrichtlinien (DSA – Digital Service Act) und die Medical Device Regulation (MDR), treten in Kraft, um den Schutz der Patient*innen zu erhöhen.
  • Cyber- und Datensicherheit: Angesichts der sensiblen Gesundheitsdaten wird der Schutz vor Cyberangriffen immer wichtiger. Datenmissbrauch durch Cyberkriminelle könnte erhebliche Folgen für Patient*innen und Anbieter haben. Durch richtige Maßnahmen und entsprechender Expertise lassen sich diese Fälle aber verhindern.
  • Fragmentierung der IT-Systeme: Der Austausch von Daten im Gesundheitswesen ist oft umständlich, was die Einführung von Interoperabilitätsstandards umso dringlicher macht. Diese sollen sicherstellen, dass Daten problemlos zwischen Krankenhäusern, Arztpraxen, Apotheken und anderen Akteuren im Gesundheitswesen ausgetauscht werden können.

Die 8 wichtigsten digitalen Trends 2025 im Gesundheitswesen

1. Künstliche Intelligenz (KI)

Generative KI bzw. Large Language Models (LLMs) sind weiter ein zentrales Thema 2025 und bringen vielfältige Einsatzmöglichkeiten für digitale Gesundheit mit sich.

  • Ob bei der Analyse von MRT-Bildern oder der Vorhersage von Krankheitsverläufen – der Einsatz von KI im Gesundheitswesen entwickelt sich im Bereich der Diagnose und Therapie zu einem wertvollen Werkzeug.
  • Die Technologie wird verstärkt für die Erstellung und Aufbereitung von Gesundheitsinformationen genutzt und schnell über mehrere Kanäle zugänglich gemacht werden, was der umfassenderen Information der Patienten dient.
  • Chatbots werden in immer mehr Bereichen der personalisierten Patientenkommunikation Einzug halten (Erfahre hier mehr über den Chatbot ISA des Pharmaunternehmens Berlin-Chemie, der in
    Zusammenarbeit mit IBM iX umgesetzt wurde)
  • Generative KI bzw. LLM-gestützte Co-Piloten werden sowohl in bürokratischen Verwaltungsprozessen als auch im Versorgungskontext zur Verfügung stehen. Dort, wo es keine speziellen und offiziell eingeführten Lösungen gibt, werden sich die Mitarbeitenden nach und nach selbst Lösungen über private Accounts besorgen und nutzen.
  • Als Weiterführung der Co-Piloten werden auch im Gesundheitswesen erste KI-Agenten kommen, die zusammenhängende Arbeitsprozesse miteinander verknüpfen und abwickeln werden. Erste KIS-Hersteller und andere Anbieter wie Hippocratic AI und Isaree positionieren sich gerade im Markt, um mehr KI-Agenten in die Versorgung zu bringen.

Der Chatbot ISA, der auf generativer KI und wissenschaftlich fundierten Daten rund um die Krankheiten COPD und Asthma basiert und therapiebegleitend eingesetzt werden kann.

2. Elektronische Patientenakte (ePA) und TI-Messenger (TI-M)

Die Elektronische Patientenakte wurde im Januar 2025 in einigen Modellregionen als Opt-Out-Anwendung eingeführt. Sie erleichtert den Zugriff auf Patientendaten und verbessert damit die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ein flächendeckender Rollout erfolgt dann schrittweise.

Der TI-Messenger ermöglicht eine schnelle und sichere Echtzeit-Kommunikation im Gesundheitswesen über Kurznachrichten. So können beispielsweise Rückfragen zur verordneten Medikation, Infos über vorliegende Laborbefunde oder Rückrufbitten zeitsparend geklärt werden.

In Anbetracht einiger durch Sicherheitsforscher aufgedeckte Schwachstellen könnte es hilfreich sein, wenn sich das gesamte System der Telematik-Infrastruktur (TI) mit seinen Services mehr die Grundsätze von Open-Source-Entwicklungen verinnerlicht. Gute Erfahrungen in diesen Bereich z.B. mit den CovPass gilt es auch auf diese Infrastrukturen anzuwenden. Das fördert die Sicherheit und das Vertrauen.

3. Dateninteroperabilität

Die Möglichkeit, Gesundheitsdaten strukturiert und sicher in Echtzeit auszutauschen, wird zunehmend zur Voraussetzung für eine nahtlose Patientenversorgung.

Ein entscheidender Fortschritt liegt in der breiten Etablierung offener Standards wie FHIR (Fast Healthcare Interoperability Resources), die eine Übertragung medizinischer Informationen ermöglichen. Moderne Schnittstellen-Technologien schaffen die Grundlage für eine nahtlose Kommunikation zwischen Krankenhäusern, Arztpraxen, digitalen Gesundheitsplattformen und Wearables.

Diese technologische Entwicklung bringt nicht nur eine bessere Behandlungsqualität mit sich, sondern reduziert auch den administrativen Aufwand erheblich. Gerade in Notfällen oder bei chronisch kranken Patienten kann ein schneller, digitaler Datenaustausch Leben retten.

4. Weiterentwicklung der Telemedizin

Die Möglichkeit, Patienten  ortsunabhängig zu versorgen, eröffnet besonders für Menschen in unterversorgten Regionen Verbesserungen, da der Zugang zu Spezialisten erleichtert wird.

Darüber hinaus sollen zwischen dem GKV-Spitzenverband und Apotheker ausgehandelte Regelungen zum 31. Mai 2025 für die Erbringung von Leistungen der assistierten Telemedizin in Apotheken greifen. Patienten könnten so vor Ort diesbezüglich beraten und bei der Inanspruchnahme angeleitet werden. Außerdem werden voraussichtlich weitere Versorgungsangebote aus den Arztpraxen (Impfungen, Blutdruck- und Blutzuckermessungen, Gewichtskontrolle etc.) in Apotheken verfügbar sein.

5. Digitale Gesundheitsplattformen

Plattformen werden im Gesundheitswesen von immer größerer Bedeutung sein, um Patienten, Mediziner und Anbieter miteinander zu vernetzen. Und das auf unterschiedlichen Ebenen: im Business-Bereich z.B. mit Plattformen wie Salesforce HealthCloud oder LifeScience Cloud, aber auch im B2C- und B2B2C-Bereich mit Anbietern wie DocMorris, Shopapotheke und Doctolib. Auch Apotheken selbst werden sich stärker an Plattformen anbinden müssen, um mehr digitale Services anbieten zu können.

6. Wearables und Remote-Monitoring

Tragbare Technologien wie Smartwatches, Fitness-Tracker und medizinische IoT-Geräte revolutionieren die präventive Medizin und das Management chronischer Krankheiten. Echtzeitdaten ermöglichen präzisere Diagnosen und frühzeitige Interventionen, um überfüllte Krankenhäuser zu entlasten, Kosten zu senken und Patienten besser zu versorgen. Israel gilt hier als Vorreiter und zeigt, wie der Einsatz von Remote-Monitoring, KI-gestützter Analyse und Telemedizin das Gesundheitssystem effizienter macht.

Die nächste Generation tragbarer Technologien geht noch weiter: Implantierbare Geräte wie BCIs (Brain-Computer Interfaces) und smarte Chips bieten neue Möglichkeiten zur Behandlung von chronischen Schmerzen, Epilepsie oder Paralyse. Während diese Technologien 2025 noch nicht flächendeckend verfügbar sein werden, schreitet die Entwicklung rasant voran – ebenso wie die Diskussion über ethische und datenschutzrechtliche Herausforderungen.

7. Nachhaltigkeit und Ressourcenmanagement

Die Vision ist klar: Klimaneutrale Krankenhäuser und nachhaltige Praxen, die Umwelt und Ressourcen schonen, ohne dabei die Versorgungsqualität zu beeinträchtigen. Möglich machen das umweltfreundliche Technologien und Prozesse, wie energieeffiziente IT-Infrastrukturen und digitale Lösungen zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs.

Konkret bedeutet das beispielsweise: ein optimiertes Wassermanagement, Nutzung energieeffizienter LED-Beleuchtung, Verwendung erneuerbarer Energien, Recycling von medizinischem Abfall und Nutzung wiederverwendbarer Alternativen (sofern hygienisch möglich) oder die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für das Thema. Die Reduzierung und Vereinfachung von Prozessen durch die Digitalisierung hat ebenso eine positive Auswirkung auf ein effizienteres Ressourcenmanagement, auch hinsichtlich des demografischen Wandels.

8. Kommunikation als der Schlüssel zu besserer Versorgung

In Zeiten von zunehmenden Informationsfluten und Desinformationen wird die richtige Kommunikation auch Gesundheitswesen immer wichtiger. Eine durchdachte, digitale und patientenzentrierte Kommunikationsstrategie verbessert also nicht nur die Qualität der Versorgung, sondern senkt auch Kosten und steigert die Zufriedenheit insgesamt.

Die richtige Kommunikation beinhaltet dabei auch immer Aufklärung und Diskurs: Alle Akteure im Gesundheitswesen müssen mehr, transparenter und vor allem qualitativ besser kommunizieren. Hier kann die Gesundheitsbranche von modernem Marketing lernen. Dies verbindet tiefes Kundenverständnis mit strategischer Kommunikation und einer hohen Kompetenz in der Datenanalyse. So profitieren die Patient*innen von personalisierten Inhalten und mehr Motivation durch authentische Geschichten und Gamification.

Neben klassischen Marketingstrategien spielt vor allem die direkte Arzt-Patient-Kommunikation eine Schlüsselrolle: Patienten müssen ihre Diagnose und Therapie verstehen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Interaktive Inhalte, wie animierte Erklärvideos oder personalisierte digitale Leitfäden, können dabei helfen, ebenso wie sichere Messaging-Plattformen, Video-Calls und Chatbots für schnelle Rückfragen.

Fazit: Digitale Technologien als bahnbrechende Innovationen im Gesundheitswesen

2025 stehen viele Veränderungen an, die das Gesundheitswesen tiefgreifend transformieren werden. Digitale Gesundheit, insbesondere KI, Telemedizin und digitale Gesundheitsplattformen, bieten enorme Potenziale. Sie ermöglichen nicht nur eine effizientere, sondern auch eine patientenzentriertere und nachhaltig gestaltete Versorgung von allen. Damit bringt die Digitalisierung und zunehmende Verwendung von KI grundlegende Innovationen mit sich:

  • Automatisierung: Prozesse wie die Patientenaufnahme, Dokumentenmanagement, Termin- und Abrechnungsprozesse lassen sich automatisieren und deutlich beschleunigen. Der eingesparte Zeitaufwand kann für die direkte Patientenversorgung genutzt werden.
  • Präzise und individuelle Versorgung: KI ermöglicht genauere Diagnosen, individuellere Behandlungen und bessere Präventionsmaßnahmen, insbesondere bei seltenen oder komplexen Erkrankungen.
  • Nahtlose Zusammenarbeit: Ein nahtloser Datenfluss erleichtert die Zusammenarbeit im Gesundheitssystem und spart Zeit. Besonders in Notfallsituationen ist das ein entscheidender Vorteil.
  • Vernetzte Medizinprodukte: Tragbare Geräte wie Blutzuckermessgeräte und EKG-Monitore retten Leben und verbessern die Behandlung chronischer Erkrankungen.
  • Bessere Patientenbindung: Digitale Angebote wie Patientenportale und Apps fördern eine stärkere Interaktion zwischen Ärzt*innen und Patient*innen und steigern die Zufriedenheit.
  • Förderung der Forschung: Die stetige Zunahme von gesammelten Gesundheitsdaten aus Patientenakten, genetischen Informationen und tragbaren Geräten führt zu schnelleren Erkenntnissen in Wissenschaft und Forschung.

Der Schlüssel liegt nun darin, diese Technologien und Möglichkeiten gezielt einzusetzen, um die bestehenden Herausforderungen zu meistern und die Gesundheitsversorgung für alle Beteiligten zukunftsfähig zu machen.

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Dr. Anita Puppe
Senior Consultant Strategy & Business Design, IBM iX Berlin
Ingo Werren
Ingo Werren
Director Digital Health, IBM iX Berlin

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